Foto: Susanne Prothmann - Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb (stehend von links nach rechts), Veronika Friedel (Chefärztin Psychiatrie), Cornelia Lübbe-Roggen (Vorsitzende Förderverein), sitzend: Ingrid Piaskowski (Alltagsbetreuerin).
20.03.2019 Projekt "Demenz aktiv"

Es geht um Zeit und persönliche Zuwendung

Beim Projekt „Demenz aktiv“ kümmert sich eine Alltagsbetreuerin um Patienten in der Psychiatrie – Durch zweckgebundene Spende in Höhe von rund 12.000 Euro ermöglicht.

Der Förderverein des Evangelischen Krankenhauses Bergisch Gladbach geht mit dem Projekt „Demenz aktiv“ neue Wege. Erstmals wurden nicht wie gewohnt medizintechnische Geräte zur Diagnose, Therapie und Nachsorge finanziert, sondern mit dem Geld wurde die Stelle einer Alltagsbegleiterin geschaffen, die sich im Rahmen einer 1:1-Betreuung um Demenzpatienten kümmert und damit eine wertvolle Arbeit leistet.

Möglich machte dies eine zweckgebundene Spende von Prof. Dr. Dr. h.c. Barbara Dauner-Lieb aus Bergisch Gladbach. Sie ist Inhaberin des Lehrstuhls für Bürgerliches Recht, Handels- und Gesellschaftsrecht, Arbeitsrecht und Europäische Privatrechtsentwicklung an der Universität zu Köln und seit 2006 gewähltes Mitglied am Verfassungsgerichtshof für das Land Nordrhein-Westfalen. Nach dem Tod ihres Mannes, Prof. Manfred Lieb, im Jahr 2017 wollte sie sich für die gute psychiatrisch-palliative Betreuung, die ihm am EVK zuteil geworden ist, bedanken und bat anlässlich seiner Beerdigung um Spenden statt Blumen. Das Ergebnis: Rund 12.000 Euro, die nun das Projekt auf der Station P-1A ermöglichen.

Die wesentliche Problematik bei Menschen, die aufgrund ihrer Demenz in einer psychiatrischen Klinik behandelt werden müssen, liegt darin, dass sie Verhaltensweisen zeigen, die die Betroffenen selbst und die Angehörigen stark belasten. Beispiele hierfür sind eine starke Unruhe mit dem ständigen Drang umherzulaufen, was oft zum Ver- und Weglaufen führt oder Aggressionen, die sich in Anspannung, Schimpfen, aber auch körperlicher Gewalt wie Schlagen, äußern können. Weitere Verhaltensweisen sind unmotiviertes permanentes Rufen oder emotionale Zustände, die sich als Niedergeschlagenheit und starke Ängste oder Antriebsmangel und Apathie zeigen.

„In fast allen Fällen hilft eine intensive menschliche Zuwendung, wobei eine 1:1-Betreuung oder eine Betreuung in einer Kleingruppe oft besonders förderlich ist“, weiß die Psychiatrie-Chefärztin Veronika Friedel. Im Rahmen der stationären Behandlung geschieht dies durch das Fachpflegepersonal und während der spezifischen Therapien durch Ergo-, Sozial-, Musik- und Körpertherapeutinnen. Jedoch ist in diesen Angeboten der zeitliche Rahmen begrenzt und „es wird häufig noch eine weitergehende Alltagsbetreuung ohne spezifischen Therapieansatz vermisst“, so Veronika Friedel. Hierbei gehe es im Wesentlichen um Zeit und persönliche Zuwendung.

Um ein Angebot für die betroffenen Patienten zu schaffen, ist nun die Alltagsbetreuerin Ingrid Piaskowski mit vier Stunden pro Woche in der Psychiatrie tätig. Sie ist eine ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin, verfügt über Weiterbildungen und Erfahrungen in der Demenzbetreuung und ist ehrenamtlich im Vorstand des Demenznetzwerks Overath e.V. aktiv. Durch ihre Tätigkeit wird ein zusätzliches Angebot für schwer Betroffene geschaffen, wobei keine der vom Krankenhaus angebotenen Leistungen ersetzt wird.

Jedes Mal aufs Neue wird entschieden, um welche Patienten sich Ingrid Piaskowski mit welchem Angebot dieses Mal kümmern soll. Mit stark unruhigen Menschen mit Laufdrang macht sie einen Spaziergang. Oder sie lenkt ängstliche Patienten durch ihre Ansprache und ein kleines Spiel ab. „Manchmal genügt es auch, einfach nur die Hand zu halten“, berichtet Veronika Friedel. Denn häufig schaffen es die Patienten nicht, sich alleine und ohne Hilfe zu entlasten, zu beruhigen oder zu aktivieren.

Zu Bewegungsförderung wurde ein Motomed-Beintrainer angeschafft, der ebenfalls aus Spenden des Fördervereins finanziert wurde. Ähnliche Programme wie am EVK werden derzeit in vielen Einrichtungen angeboten und von den LVR-Kliniken Köln gemeinsam mit der Deutschen Sporthochschule Köln erforscht.

Die erste Bilanz am EVK fällt durchweg positiv aus: „Wir haben mit dem Programm bislang sehr gute Erfahrungen gemacht und stellen fest: Es macht einen Unterschied, wenn Frau Piaskowski bei uns im Haus ist oder nicht“, so Veronika Friedel, die sich über weitere Spenden für das Projekt „Demenz aktiv“ sehr freuen würde.

Kontakt:
Evangelisches Krankenhaus Bergisch Gladbach
Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
Chefärztin Veronika Friedel
Ferrenbergstraße 24
51465 Bergisch Gladbach
Tel.: 02202 – 122 – 3100
E-Mail: psychiatrie(at)evk.de

Verein zur Förderung Evangelischer Wohlfahrtspflege Bergisch Gladbach e.V., Ferrenbergstraße 24
51465 Bergisch Gladbach
Telefon 02202 1227110

Spendenkonto:
VR Bank eG Bergisch Gladbach-Leverkusen.
IBAN: DE61 3706 2600 3702 4380 11 
BIC: GENODED1PAF