Sozialtherapeutin Beatrix Rey (links) und die Kunsttherapeutin Britta Konczak betreuen die Projekte der Kunst(T)raumgruppe - (Foto: Daniel Beer).
18.10.2021 Evangelisches Krankenhaus

Kleine Kunstgalerie als Therapie

Patienten der psychiatrischen Institutsambulanz zeigen im EVK einen Ausschnitt verschiedener Papierarbeiten.

Ein Kunstprojekt mit Arbeiten von Patienten der psychiatrischen Institutsambulanz am Evangelischen Krankenhaus Bergisch Gladbach (EVK) schmückt seit Kurzem eine vormals kahle Wand im Hauptgebäude des Krankenhauses. Drei Teilnehmer der sogenannten Kunst(T)raumgruppe, eine 2014 von der Sozialtherapeutin Beatrix Rey zusammen mit der Kunsttherapeutin Britta Konczak und der Ergotherapeutin Wiebke Lenhardt initiierte ambulante Projektgruppe, zeigen einen kleinen Ausschnitt ihrer in der Gruppe gestalteten Bilder.

Die Bilder hängen zwischen den Stationen P1A und P1D und beeindrucken und berühren viele EVK-Mitarbeiter, Besucher und Patienten mit ihrer ganz eigenen Sprache, berichtet Beatrix Rey: „Die hier gezeigten Papierarbeiten verdeutlichen gut, was Patienten in den sogenannten ‚non-verbalen‘ Therapien wirklich in der Lage sind zu leisten.“

Michael Boeggering beschäftigt sich beispielsweise in seinen zarten Aquarellarbeiten mit der Begegnung von Menschen in Bewegung und erinnert an die Kunst des 19. Jahrhunderts mit einer tiefgründigen Sehnsucht. Die Tierzeichnungen von Martin Marbach sind eher als Studien oder zeichnerische Beobachtungen zu verstehen, während sich Sarah O. mit ihren abstrakten Acrylbildern mit Strukturen und unterschiedlichen Farbintensitäten befasst.

In der Psychiatrie und der Psychosomatik spielen neben den bekannten Verfahren und Therapien die sogenannten Spezialtherapien eine bedeutende Rolle, die aber in der Öffentlichkeit oft unterschätzt würden, so Rey. Hierunter zählen in erster Linie die Kunst-, Tanz-, Musik- und Bewegungstherapie. Diese Therapien sind oft mit einem direkten ganzheitlichen Erleben seitens des Patienten verbunden.

Für nicht wenige Patienten ist dies die erste Möglichkeit, sich in Bezug auf ihre Erkrankung überhaupt auf einen therapeutischen Prozess einzulassen und ihre Symptome mit ihrer mentalen Verfassung in Verbindung zu bringen. Um auch langjährig erkrankten Patienten, die in der Institutsambulanz behandelt werden und über keine regelmäßige Tagesstruktur verfügen, aber durchaus künstlerisches Potenzial haben, ein wöchentliches therapeutisches Angebot zu geben, ist die Projektgruppe ins Leben gerufen worden.

Die Gruppe hat sich schließlich selbst den Namen Kunst(T)raumgruppe gegeben. Eigene Gestaltung, Austausch untereinander und gegenseitige Unterstützung, aber auch Planung und Durchführung von Ausstellungen haben hier einen großen Stellenwert. So konnten bereits mehrere Ausstellungen realisiert werden: „Räume & Träume“ (11/2014), „EigenART“(2/2016), „Lebenslinien“ (5/2017) sowie Fundus Freiheit (10/2018 u. 1/2019).

Aufgrund der Corona-Pandemie konnte zuletzt keine größere Ausstellung im EVK realisiert werden. Stattdessen ist aber ein Kalender 2021 gestaltet worden. Die Gruppe freut sich auf die nächste größere Ausstellung.

Text: Daniel Beer