Farbenfrohe Kunstwerke in der Tiefgarage, alte Fahrradreifen, die durch Stoffe in neuem Glanz erstrahlen und bunte Steingebilde im Blumenbeet: Mit einer Ausstellungsallee im Außenbereich zwischen den Senioreneinrichtungen Haus An der Jüch und Haus Quirlsberg beteiligt sich die Evangelische Altenpflege Bergisch Gladbach an der diesjährigen Seniorenkulturwoche.
Anlässlich der Ausstellungseröffnung dankte Einrichtungsleiter Thomas Miedzinski allen Beteiligten und erläuterte den Hintergrund der Ausstellung, die unter dem Titel „Neue Wege“ steht, was in vielerlei Hinsicht interpretiert werden kann. „Dieses Jahr ist geprägt von Entbehrungen. Viele unserer gewohnten Veranstaltungen konnten nicht stattfinden. Wir mussten lernen, wieder mit einfachen Dingen zufrieden zu sein. Insofern ist diese Kunstausstellung im Freien eine tolle Geschichte für uns alle.“
Eine Neuerung ist, dass erstmalig auch die Bewohner des Haus Quirlsberg und somit Menschen mit Demenz einen Beitrag zur Seniorenkulturwoche geleistet haben. Unter anderem sind kleine Mobiles, Seidenmalereien, bemalte Pflanzenkübel und Vogelhäuschen entstanden. „Es steckt sehr viel Arbeit der Bewohner in den Kunstwerken“, berichtete Zsuzsanna Garstka, Leiterin des Sozialen Dienstes. Deshalb sollen die Kreationen später auch im Garten der Einrichtung einen dauerhaften Platz finden. Garstka: „Der Garten soll zum Erlebnisgarten werden, in dem die fünf Sinne der Bewohner angeregt werden.“
Einen ungewöhnlichen Ausstellungsort haben die Bewohner des Haus An der Jüch für ihre bunten Leinwände gewählt. Im Parkhaus zwischen den Einrichtungen werden die normalerweise grauen Wände jetzt von eindrucksvollen Farbexplosionen geschmückt. Hier trifft Kunst auf Beton. Durch entsprechend farbige Illumination und bei entspannter Musikuntermalung gelang eine ansprechende Inszenierung.
„Die Bewohner haben leuchtende Farben in Bechern geschichtet und anschließend auf Leinwände fließen lassen“, erklärte Barbara Vollbach vom Sozialen Dienst. Bei der Erschaffung wurden die Bewohner von 15 Jugendlichen betreut und unterstützt. Die generationsübergreifende Gruppe geriet in einen regelrechten Schaffensdrang. Vollbach: „Die frischen, lebensbejahenden Ergebnisse waren für die Senioren und Jugendlichen ein gleichermaßen faszinierendes Experimentieren mit Kunst mal auf ganz neue Weise.“
Weitere Projekte waren das Bemalen und Arrangieren von Steinen und das sogenannte Upcycling von alten Fahrradreifen. Letztere waren gar nicht so einfach zu bekommen, aber ein Bewohner der Kurzzeitpflege hatte schließlich die richtigen Kontakte und beteiligte sich mit großer Freude an der Umgestaltung. „Uns war es sehr wichtig, Tätigkeiten auszuwählen, an denen sich jeder Bewohner seinen Fähigkeiten entsprechend beteiligen konnte“, sagte Barbara Vollbach.
„Viele Senioren haben handwerkliche Berufe gelernt, zum Beispiel auch Schneider. Entsprechend ausführlich wurde zum Beispiel über Stoffe gesprochen.“ Zudem kennt die Generation der über 80-Jährigen kein „Wegwerfen“. Sie finden kreative, fantasievolle und neue Verwendungen. Upcycling ist heute in Mode, früher war es selbstverständlich. So wurden auch entsorgte Stoffe und Kleidungsstücke weiter zur künstlerischen Gestaltung verwendet.
Die Bewohner unterstützten sich auch gegenseitig bei der Erarbeitung ihrer Kreationen. „Es ist ein tolles Gemeinschaftsgefühl entstanden“, so Vollbach. Dies war in der aktuellen Corona-Pandemie besonders wichtig. Deshalb hatte sich die Stadt Bergisch Gladbach auch entschlossen, die 8. Seniorenkulturwoche trotz der schwierigen Umstände durchzuführen, um älteren Mitbürgern wieder mehr gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
Die Seniorenkulturwoche wird federführend vom Kulturbüro und Seniorenbüro der Stadt Bergisch Gladbach organisiert. Insgesamt haben 35 Kooperationspartner ein interessantes Programm zusammengestellt. Viele der Veranstaltungen finden dabei draußen statt. Die Open-Air-Kunstausstellung der Evangelischen Altenpflege Bergisch Gladbach kann bis zum 20. September besichtigt werden.
Text: Daniel Beer