Foto: MedizinFotoKöln - Dr. med. Pablo Andrade-Montemayor (v.r.), Prof. Dr. med. Veerle Visser-Vandewalle, 100. Studienpatientin Frau S., Dr. Sophie Stürmer, PD Dr. med. Fritz-Georg Lehnhardt.
08.07.2021 Evangelisches Krankenhaus

Nervenstimulation gegen Depressionen

Chefarzt PD Dr. med. Fritz-Georg Lehnhardt leitet in Kooperation mit der Uniklinik Köln eine Studie zur Behandlung schwerer Depressionen.

Im Rahmen einer Kooperation zwischen der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Evangelischen Krankenhaus Bergisch Gladbach (EVK) und der Uniklinik Köln leitet EVK-Chefarzt PD Dr. med. Fritz-Georg Lehnhardt seit Februar 2019 die Ambulanz für die sogenannte Vagus-Nerv-Stimulation (VNS) an der Uniklinik. Dort verantwortet er im Rahmen der europäischen Multicenterstudie „Restore-Life“ das Kölner Studienzentrum und konnte dort kürzlich den 100. Studienpatienten mit dem minimal-invasiven, operativen Therapieverfahren zur Behandlung schwerer Depressionen behandeln.

Bei der VNS wird mit Elektroden der linke Vagusnerv im Halsbereich dauerhaft stimuliert, wodurch im Gehirn Botenstoffe verstärkt ausgeschüttet werden, die bei der Depression entscheidend sind. Dr. Lehnhardt erklärt: „Die Vagus-Nerv-Stimulation ist eine aussichtsreiche und langfristig wirksame Therapiemöglichkeit für Patienten mit schwer zu behandelnder Depression.“ Häufig seien hier die medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlungsoptionen bereits weitgehend ausgeschöpft. Trotzdem bestehe eine andauernde und die Lebensqualität oftmals massiv einschränkende depressive Symptomatik.

Die Vagus-Nerv-Stimulation stellt laut Dr. Lehnhardt insbesondere eine vielversprechende nachfolgende Behandlungsoption für Patienten dar, bei denen die sogenannte Elektrokonvulsionstherapie (EKT) nicht anspricht oder mit starken Nebenwirkungen einhergeht. Bei der EKT wird das Gehirn mittels elektrischer Reizung für jeweils wenige Sekunden während einer Behandlungsserie von einigen Wochen gezielt stimuliert. „Die VNS wird von uns als Bestandteil eines langfristigen biopsychosozialen Gesamtbehandlungsansatzes angesehen und durch die engmaschige Betreuung in unserer VNS-Ambulanz begleitet“, berichtet Dr. Lehnhardt. „Bei diesem Verfahren ist insbesondere das Nutzen-Risiko-Verhältnis als sehr gut zu bewerten.“

Die Studie wird von der Firma LivaNova® gesponsert und findet in Zusammenarbeit mit der Klinik für Funktionelle Neurochirurgie und Stereotaxie unter Prof. Veerle Visser-Vandewalle und der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie unter Prof. Frank Jessen an der Uniklinik Köln statt. Das EVK kooperiert in verschiedenen Bereichen mit der Kölner Uniklinik, unter anderem als akademisches Lehrkrankenhaus bei der Ausbildung von Medizinstudenten.    

Text: Daniel Beer